Abgabetier/Freigang
Geboren 2021
Scottish Fold
Kastriert [x] ja / [] nein
Im Tierheim seit 12.07.2024
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Wir testen jede Katze per Schnelltest auf FIV („Katzen-Aids“, Infos hier!) und FeLV („Katzen-Leukose“, Infos hier!) und klären über den Status auf.
Wir informieren hier über das Risiko einer FIP-Erkrankung („Bauchfellentzündung“).
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Sharona wurde nur wenige Tage nach der Anschaffung über Kleinanzeigen an uns übereignet, da sie ihren neuen Halter plötzlich attackierte. Der Vorbesitzer hatte dazu nichts gesagt und war auch nicht mehr zu erreichen.
Auch im Tierheim und auf einer Pflegestelle zeigte Sharona bereits insgesamt zweimal stark aggressives und anfallartig auftretendes Aggressionsverhalten, bei dem sie Menschen, auch Bezugspersonen, stark attackiert hat. Dazwischen lagen Wochen, sogar Monate, in denen es gar keine Probleme gab und Sharona ist nun seit über einem halben Jahr völlig unauffällig.
Da wir aber in der Vergangenheit keinen konkreten Auslöser identifizieren konnten, können wir leider nicht sicher einschätzen, ob und wann Sharona nochmal einen Aggressionsschub zeigen könnte.
Für Sharona bedeutet dies traurigerweise ein recht isoliertes Leben, da wir sie nicht im normalen Besucherbereich frei herumlaufen lassen können. Sie ist tatsächlich eine grundsätzlich sehr freundliche, kontaktfreudige und umgängliche Katze, sehr aufgeweckt und liebenswert, lässt sich gerne ausgiebig streicheln und genießt Aufmerksamkeit.
Da ihre plötzlichen Aggressionsschübe anfallartig auftragen, haben wir sie in der Tierklinik Gießen neurologisch untersuchen lassen, es war aber alles – auch das MRT – unauffällig. Ein plötzlich einsetzendes Aggressionsverhalten wird leider häufig bei Katzen mit traumatischen „Brüchen“ in der Biografie beobachtet, z.B. wenn sie zu früh von Mutterkatze und Geschwistern getrennt wurden oder Traumata erlebt haben. Wir wissen leider überhaupt nichts zu Sharonas Vergangenheit und ihrer Herkunft, außer…
… außer, dass sie eine Qualzucht ist, eine Scottish Fold. Diese Rasse ist immer häufiger bei uns im Tierheim vertreten.
Was hat es damit auf sich?
Der Grund für die „gefalteten“ und anscheinend von einigen selbst-betitelten Liebhabern als niedlich empfundenen Ohren ist eine Erbkrankheit, die gezielt angezüchtet wird, um verkümmerte Knorpel, wodurch die Ohrmuscheln ihre Form verändern, zu erreichen. Dass die Katze dadurch in ihrer körperlichen Kommunikation und im Sozialverhalten einschränkt ist und schlechter hört sowie schneller Ohrentzündungen erleidet, ist nur die Spitze des Eisbergs:
Nicht allein die Ohrenknorpel sind betroffen, es kommt überall zu Knorpelanomalien, Gelenkschwellungen und Knochendeformationen, es entstehen also starke Arthrosen am ganzen Körper. Die Katze hat dann bei einfachen Bewegungsabläufen Schmerzen, zeigt Lahmheit und Unwohlsein.
Alles nur, damit die Katze „niedliche Ohren“ hat.
Um der Perversion die Krone aufzusetzen, wird die Scottish Fold von Vermehrern und Züchtern gerne als besonders „ruhig und gemütlich“ angepriesen… denn aufgrund der chronischen Schmerzen bewegt sie sich nicht gerne.
Mehr Infos gibt es im Internet unter dem Stichwort Osteochondrodysplasie (OCD) bei der Katze.
Wir wissen leider auch, dass Erbkrankheiten wie Herzprobleme häufiger bei der Scottish Fold auftreten.
Die Zucht von Faltohrkatzen ist tierschuztwidrig, aber sie ist dennoch als „Moderasse“ aktuell weit verbreitet und wird über Kinofilme, Prominente mit solchen Katzen (Taylor Swift, Claudia Schiffer) sowie die sozialen Medien beworben und das Leid der Katzen verharmlost.
Sharona hat in ihrem jungen Alter bereits Arthrosen in den Gelenken ihrer Beine und Pfoten und deutliche Spondylosen. Für OCD gibt es keine Heilung, es wird also nicht besser werden. Sie bekommt bei uns aktuell zwei Schmerzmittel, darunter eins, welches auch bei Epilepsie und neuropathischen Schmerzen eingesetzt wird und ihr evtl. sogar bei ihren Aggressionsschüben eine große Hilfe sein könnte.
Mit der Schmerztherapie und dem passenden, liebevollen Zuhause kann ihr vorerst geholfen werden, noch ein möglichst glückliches Leben mit entsprechender Lebensqualität zu führen, doch es muss aufgrund der Schmerzprogression und Fortschreitung der Gelenkprobleme von einer verkürzten Lebenserwartung ausgegangen werden. Zudem bekommt Sharona hypoallergenes Futter – sie hat eine Allergie.
Die liebenswerte, feinfühlige Katzendame wünscht sich ganz besondere Menschen mit viel Katzenerfahrung, die auf ihre sehr speziellen Bedürfnisse eingehen können. Auch, wenn sie ggf. medikamentös gut eingestellt werden kann, sollte auch ihr Umfeld dem bisher beobachteten Aggressionsverhalten angepasst sein.
So suchen wir für sie einen Platz, in dem sie viele Möglichkeiten und Ventile zur Entlastung hat, um zu verhindern, dass z.B. durch Frustration fehlgeleitete Aggression entsteht. Freigang wäre eine wunderbare Option für ein solches Ventil, müsste aber natürlich mit der Medikation vereinbar sein. Ein Freisitz/gesicherter Außenbereich wäre ein Minimum.
Andere Katzen scheinen Sharona nicht besonders zu verunsichern und wir könnten uns vorstellen, dass ein oder zwei souveräne und soziale Weggefährten, die ihre Sprache sprechen und ihr die Möglichkeit geben, Stress durch guten Sozialkontakt abzubauen, nicht verkehrt wären. Sharona sollte möglichst wenig Möglichkeit haben, sich auf den Menschen als einzigen Bezugspunkt sowie Dreh- und Angelpunkt ihres Alltags zu fokussieren.
Wir hoffen inständig, dass wir Sharona helfen können, noch einmal irgendwie und irgenwo das große Glück zu finden.
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(Stand 16.09.2025)
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Die Beschreibung gibt nur wieder, wie sich das Tier zurzeit im Tierheim verhält. Es kann gut sein, dass sich das Tier im neuen zu Hause durch Sie und Ihre Erziehung anders gibt!
Zurück zur ÜbersichtTags: Freigang, Katzen 1-5 Jahre, Wohnungshaltung