Kaninchen (Zwergkaninchen)
Kaninchen gehören zu den beliebtesten Haustieren und werden oft vor allem für die Kinder der Familie angeschafft um ihnen so das Leben mit einem Haustier zu ermöglichen. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass auch Kaninchen ihre speziellen Anforderungen und Gewohnheiten für ein artgerechtes Leben haben und die Haltung durchaus anspruchsvoll ist. Wird dem entsprochen, kann man bei seinem Kaninchen mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 10 Jahre rechnen.
Kaninchen sind Gruppentiere und sollten immer zumindest mit einem weiteren Artgenossen gehalten werden. Meerschweinchen sind als Ersatzsozialpartner nicht geeignet, da sich die beiden Tierarten in Ausdrucks- und Lebensweise grundlegend unterscheiden. Ist jedes Familienmitglied mit der Anschaffung eines (weiteren) Kaninchens einverstanden und leidet niemand der zum Haushalt gehörenden Personen unter einer Allergie? Bestand noch kein engerer Kontakt zu Haustieren, könnte vor der Anschaffung ein Allergietest gemacht werden. Wie soll die Vergesellschaftung mit bereits vorhandenen Kaninchen organisiert werden? Können Sie dem Tier neben seinem Käfig auch eine ausreichend geeignete Fläche für den täglichen Auslauf bieten? Liegt dieser Bereich innerhalb der Wohnung, muss mit angeknabberten Möbeln, Kabeln usw. gerechnet werden. Naturgemäß markieren Kaninchen ihre Reviergrenzen mit Kot und Urin, was die Stubenreinheit schwierig machen kann. Ist die tägliche Versorgung und regelmäßige Käfigreinigung der Kaninchen auch z.B. während einer Urlaubsreise abgesichert? Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Bitte bedenken Sie, dass für das Fluchttier Kaninchen der Umzug und die Eingewöhnung in das neue Zuhause extrem stressig ist. Mit viel Ruhe und nur langsamer Annäherung können Sie Ihr neues Familienmitglied unterstützen. Die Überführung sollte in einer geeigneten Transportbox so schnell und ruhig wie möglich erfolgen und das Kaninchen sollte direkt in das bereits vorbereitete Gehege oder den Käfig gesetzt werden (Achtung: niemals den Neuankömmling einfach so in den Käfig eines vorhandenen Kaninchens setzen) Am besten lassen Sie das Kaninchen die ersten Stunden komplett in Ruhe und halten erstmal Abstand. Danach können Sie es ansprechen damit sich das Tier an Sie gewöhnt. Es kann ein paar Tage dauern, bis das Kaninchen Neugierde zeigt. Erst dann locken Sie es z.B. mit geeignetem Grünzeug zunächst ans Gitter und als nächsten Schritt an die offene Käfigtür. Erst wenn sich das Tier an Sie und Ihre Nähe gewöhnt hat, sollten Sie es kraulen und auf Ihren Arm klettern lassen. Auch der Freilauf sollte erst ab diesem Stadium gewährt werden. Ist das Kaninchen noch zu verschreckt, kann das Einfangen sehr stressig werden und sich die Eingewöhnung verzögern. Das Grundnahrungsmittel der Kaninchen ist Heu und sollte den Tieren immer zur Verfügung stehen. Heu ist zum einen die beste Variante für das Verdauungssystem des Kaninchens und sorgt außerdem für einen stetigen Zahnabrieb, was die Gefahr von Fehlstellungen der ständig nachwachsenden Zähne mindert. Verdorbenes Heu ist muffig und staubig, kann Schimmelsporen enthalten und wird von den Kaninchen kaum noch angerührt. Es sollte umgehend ausgetauscht werden. Damit die Tiere ausreichend Heu fressen, sollte auf Trockenfutter ganz verzichtet werden Grünfutter und Kräuter sowie Obst und Gemüse bilden einen wichtigen Bestandteil in der Fütterung. Z.B. sind Löwenzahnblätter, Gras, Huflattich, Petersilie, Äpfel, Blumenkohlblätter, Broccoli, Paprika, Salatgurke, Möhren mit Grün und vieles andere geeignet. Obst und Gemüse sollte vor der Verfütterung stets gut gewaschen werden. Der Fachhandel bietet eine Vielzahl von spezifischen Leckerlies für Kaninchen an. Diese sollten nur gelegentlich verabreicht werden und auf diejenigen mit Süßungsmitteln, unnötigen Zusatzstoffen und Fettmacher wie Körnerfutter sollte ganz verzichtet werden. Brot in jeglicher Form ist zur Fütterung nicht geeignet und auf Mineral- und Salzlecksteine sollte gänzlich verzichtet werden. Stattdessen sollte den Tieren die Möglichkeit gegeben werden an Stöcken von unbehandelten und ungespritzten Hölzern zu nagen(z.B. Obstbaum Apfel, Kirsche oder auch Haselnuß) Um das empfindliche Verdauungssystem der Kaninchen nicht zu sehr zu belasten, sollten Futterumstellungen immer langsam erfolgen. Der Käfig bzw. das Gehege der Kaninchen sollte sich in einem ruhigen zugfreien Bereich der Wohnung befinden. Handelsübliche Käfige sind für den Daueraufenthalt oft zu klein. Pro Kaninchen sollten etwa 2qm Fläche zur Verfügung stehen. Täglicher Auslauf befriedigt den Bewegungs- und Entdeckerdrang der Kaninchen. Absturzsichere Brücken zum Erreichen höher gelegter ebenfalls absturzsicherer Bereiche erweitern die Auslauffläche. Bedenken Sie dabei bitte die Gefahren für Kaninchen und Ihre Einrichtung bei Freilauf im Wohnbereich. Ein Balkon oder eine Terrasse kann – gegen Ausbruch gesichert, vor Kälte aber auch zu starker Sonneneinstrahlung geschützt – ebenfalls in die Auslauffläche mit integriert werden. Dem Kaninchen sollte ein ausreichend großes Schlafhaus angeboten werden, dessen Dach möglichst auch als Ausguck benutzt werden kann. Ist ausreichend Platz vorhanden, wäre ein weiteres Schlafhaus als Ausweichmöglichkeit sinnvoll. Für das Futter sollten zwei Raufen oder Futterkugeln zur Verfügung stehen – eine für das Hauptfutter Heu und eine für Grünfutter. In einem schweren hohen Porzellannapf können Kaninchengerechte Extras angeboten werden. Auf dem Boden liegendes Futter verschmutzt schnell, wird dann nicht mehr angenommen und bietet den Nährboden für Krankheiten und Infektionen. Für die Wasseraufnahme können Trinkflaschen aufgehängt oder ein Wassernapf aus Ton aufgestellt werden. Abgesehen von einer möglichen Algenbildung in den Flaschen sind diese hygienischer als ein offen stehender Napf. Allerdings muss das Kaninchen bei der Benutzung des Trinkrohrs den Kopf verbiegen. Die Wasseraufnahme über den Napf ist natürlicher. Der Napf sollte hierbei aber so aufgestellt werden, dass er durch die Aktivitäten im Gehege nicht zu schnell verschmutzt wird. Als Einstreu eignen sich am Besten Hanfstreu, Strohpellets oder Buchengranulat. Diese werden mehrere Zentimeter dick ausgestreut und mit einer zusätzlichen Schicht Stroh abgedeckt, wodurch der Urin der Tiere ablaufen kann. Katzenstreu sollte in keinem Fall verwendet werden, da es für die Kaninchen gesundheitsschädlich sein kann. Zur Beschäftigung können z.B. Röhren, Äste (positiver Nebeneffekt: Zahnabrieb durch Knabbern) oder Hindernisse aus Ziegelsteinen in das Gehege eingebracht werden. Ein stabil ausgelegter Hügel aus rauen Steinen hilft neben der Klettermöglichkeit gleichzeitig bei der Krallenstutzung. Sowohl bei Kleinteilen wie Aufhängungen als auch bei größeren Teilen wie Schlafhäuser sollte auf Plastikprodukte verzichtet werden. Abgenagte Plastikteilchen können die Kaninchen schädigen, Plastikabdeckungen stören den Feuchtigkeitsaustausch. Neben Möbeln und Tapeten werden auch gerne Grünpflanzen jeglicher Art angeknabbert und verursachen oft starke Magenkrämpfe. Elektrokabel werden ebenfalls gerne angeknabbert, was zu Verbrennungen oder auch tödlichem Stromschlag führen kann. Lücken unter oder hinter Schränken können als Versteck genutzt werden, offenen Schranktüren laden zu Erkundungstouren ein. Auch hier können Verletzungsgefahren lauern oder die Einrichtung angeknabbert werden. Kleine herumliegende Gegenstände können entführt und „bearbeitet“ werden. Reinigungsmittel, andere Chemikalien und Medikamente sollten nie in Reichweite sein. Beim Schließen von Zimmertüren, Schranktüren oder Schubfächern besteht Einklemmgefahr. Die Außenhaltung stellt noch mal gesonderte Anforderungen. Die im Zoohandel angebotenen Wintergeeigneten Ställe reichen bei weitem nicht für die Unterbringung und den Auslaufbedarf der Kaninchen aus und sollten in ein Außengehege integriert sein. Bei der Gestaltung des Geheges müssen mehrere Faktoren wie unter anderem die Witterungsbedingungen, Aus- und Einbruchsicherung, Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten bedacht werden. Ausführliche Informationen dazu können Sie unter z.B. http://kaninchen.nagetiere-online.de/ oder http://www.kaninchenweb.de/ finden. Möchten Sie ein Kaninchen hochheben, packen Sie es mit der einen Hand vorsichtig am Nackenfell und mit der zweiten Hand unter seinem Gesäß um es dann auf Ihrem angewinkelten Arm zu platzieren. Mit der nun freien Hand können Sie das Tier vor dem Abrutschen schützen. Verwenden Sie beim Hochheben den beidseitigen Griff um bzw. unter dem Bauch, quetschen Sie die inneren Organe des Kaninchens, wogegen sich dieses wahrscheinlich wehren wird. Als direkte Beschäftigung mit Ihrem Kaninchen können Sie mit Ihm ausgiebig schmusen. Dabei wird Streicheln von der Nase zu den Ohren oder hinter den Ohren kraulen als sehr angenehm empfunden, wogegen kraulen am Bauch oder unterm Kinn eher auf Ablehnung stößt. Evtl. können Sie Ihrem Kaninchen auch kleine Kunststückchen wie Hürdenlauf beibringen. Die Trainingseinheiten sollten auf das Niveau von Kaninchen angepasst sein und nicht zu lange dauern. Neben dem Abrieb der Zähne durch das Hauptfutter Heu und anderer Knabbermöglichkeiten muss auch auf die Abnutzung der stetig nachwachsenden Krallen geachtet werden. Passiert dies nicht durch die Aktivitäten des Kaninchens selbst, müssen die Krallen geschnitten werden. Dabei darf die Zange nicht zu kurz angesetzt werden, da sonst die in den Krallen befindlichen Blutgefäße verletzt werden können. Die Fellpflege wird durchaus von dem Kaninchen selbst und seinen Artgenossen übernommen. Hierbei kommt es den Tieren sehr zu gute wenn sie einen normalen Ernährungszustand haben und nicht (durch Trockenfutter) überfüttert und damit zu dick werden. Zum Einen würde dies dazu führen, dass die Tiere nicht mehr in der Lage sind ihren eigenen Blinddarmkot zu fresse, welcher eine Lebensnotwendigkeit für die Gesunderhaltung des Magen-Darm-Traktes darstellt. Zum Anderen sind sie dann auch nicht mehr in der Lage den After und Genitalbereich sauber zu halten, da sie diese Region schlicht nicht mehr erreichen können. Sie können die Fellpflege mit Bürsten und Kämmen unterstützen, was gleichzeitig auch als zusätzliche Streicheleinheit empfunden wird. Bei Langhaarkaninchen gehört tägliches Kämmen zum Pflichtprogramm. Knoten und Verfilzung müssen gegebenenfalls raus geschnitten werden, ebenso wie festklebender Kot in den Haaren am Hinterteil, da sich hier ein hervorragender Nährboden für Fliegenmaden bilden kann, was besonders bei Außenhaltung ein Problem darstellt. Auch wenn es Ihren Kaninchen gut geht, wäre eine jährliche Routineuntersuchung bei einem Tierarzt nicht schlecht. Vielleicht haben Sie ja sogar einen Kaninchen erfahrenen Tierarzt in Ihrer Nähe. Am Besten verbinden Sie die Untersuchung mit einer Impfung gegen Myxomatose und die Chinaseuche RHD. Diese auf mehrere Wege übertragbaren Krankheiten führen meistens zu einem qualvollen Tod. Die Impfungen versprechen zwar keinen 100%igen Schutz, bieten den Kaninchen bei einer Infektion aber zumindest eine Überlebenschance. Die Impfung gegen Myxomatose wird 2 mal pro Jahr – und zwar im März/April mit Beginn der Fliegen- & Mückensaison und im September/Oktober zum Ende der Fliegen- & Mückensaison – empfohlen. Die Impfung gegen RHD reicht 1x jährlich. Eine Impfung gegen Kaninchenschnupfen ist umstritten. Wenn sie angewandt wird, dann ebenfalls ½ jährlich. Bitte besprechen Sie dies mit ihrem Tierarzt. Quelle: hauptsächlich http://kaninchen.nagetiere-online.de/ Weiterführende Links: |
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