FIP
Liebe Katzenfreunde, liebe InteressentInnen,
es kommt leider immer wieder (nicht nur bei uns, sondern überregional beobachtet) zu Fällen der (unbehandelt) tödlich verlaufenden Katzenerkrankung FIP.
Wir möchten daher darauf hinweisen, dass es im neuen Zuhause zu einem solchen Krankheitsausbruch kommen kann.
– Was ist FIP?
FIP (Feline Infektiöse Peritonitis, „Bauchfellentzündung“) ist schon immer ein Schreckensgespenst in der Katzenhaltung (besonders Mehrkatzenhaltung) gewesen. Sie bedeutet eine Entzündung des Bauchfells greift Blut- und Lymphzellen sowie das Nervensystem an.
Ursache ist ein Virus: Das feline Coronavirus (nicht COVID19-„Corona“!), welches nur Katzen betrifft. Mit diesem Virus kommt ein Großteil aller Katzen in ihrem Leben in Kontakt (man spricht von über 85% der Gesamtpopulation), besonders Katzen, die im Kontakt mit anderen Katzen stehen: auf Höfen, in wildlebenden Katzenpopulationen, in dicht besiedelten Freigangbereichen, in Mehrkatzenhaushalten, in Tierpensionen, in Zuchten aber natürlich und leider auch in Tierheimen.
„Positiv“ bedeutet erst einmal aber nur, dass die Katzen im Titer nachweislich Antikörper gegen das Coronavirus ausgebildet haben, sie sind dadurch noch nicht „FIP-Katzen“ oder „FIP positiv“, sondern schlichtweg „normale“ Katzen.
Leider kann das Virus im Körper aber auch mutieren und dann kommt es zur gefährlichen FIP-Erkrankung.
Übertragen werden die Viren hauptsächlich durch Kot, d.h. auch winzige Bestandteile in der Katzentoilette, an Streu oder an den Pfoten können zu einer Übertragung beitragen. Ebenso können aber auch Speichel, Sekrete oder auch die direkte Ansteckung von Mutterkatze an Kätzchen vorkommen. Eine erkrankte Katze überträgt im Übrigen nicht mehr Viren als eine lediglich infizierte Katze.
– Wieso mutiert das Virus?
Meist geht der Mutation eine Schwächung des Immunsystems voran, die sich aber in einem normalen Katzenleben kaum vollkommen verhindern lässt:
Stressfaktoren wie Umzug, Vergesellschaftung, usw., Impfungen, Kastrationen, andere Operationen, andere Krankheiten und Krankheitserreger – all das kann das Immunsystem soweit beanspruchen und belasten, dass die Krankheit zum Ausbruch kommt. Besonders häufig tritt eine Erkrankung in den ersten zwei Lebensjahren auf.
Es gibt auch deutliche Hinweise auf eine genetische Disposition, sodass gewisse Katzenfamilien häufiger betroffen sind.
– Welche Symptome sind typisch für FIP?
Kurz gesagt: Fast alle klassischen Krankheitsanzeichen. Es gibt unterschiedliche Verläufe, die teils auch miteinander überlappen.
Abgeschlagenheit, Fieber oder Untertemperatur, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gewichtsverlust – auch allein können diese Symptome schon erste Anzeichen sein. Häufig kommt es auch zu einer „feuchten“ Form, d.h. Flüssigkeit im Bauch- oder Brustraum, die das Atmen erschwert und zur Dehydration beiträgt. Ebenso können neurologische Ausfallerscheinungen, Augenprobleme, Gelbsucht (Leberprobleme) usw. gemeinsam oder einzeln auftreten.
Eine Diagnose kann durch die Punktion der Flüssigkeit im Bauchraum oder, idealerweise, durch eine Blutuntersuchung im Labor, insbesondere unter Auftrennung der Bluteiweiße (Eiweiß-Elektrophorese) vorgenommen werden. So kann auch bei unspezifischen Symptomen frühzeitig diagnostiziert werden.
– Wie können wir unsere Katzen schützen?
Leider gibt es hier kaum wirklich gute Nachrichten.
Katzen, die mit anderen Katzen zusammenleben, die in Mehrkatzenhaushalten sind, die in Tierpensionen untergebracht werden, von draußen stammen, in wildlebenden Populationen geboren wurden und natürlich auch unsere Tierheimkatzen sind alle einem Infektionsdruck ausgesetzt und sind alle mit dem Virus oft bereits als Jungkatze in Kontakt gekommen. Dies lässt sich nicht rückgängig machen.
Wir können also zunächst nur an der Stressreduzierung arbeiten und versuchen, die Katzen so wenig wie möglich zusätzlich zu belasten. Aber: Kastrationen, Operationen, Zahnbehandlungen, Umzüge, Vergesellschaftungen… das lässt sich nicht vermeiden!
Im Gegensatz zu Erkrankungen wie Tollwut, Katzenschnupfen, Katzenseuche oder Feline Leukose, gibt es für FIP keine erfolgreiche Impfung. Das Impfserum wirkt nur bei Katzen, die nicht bereits Träger des Virus sind, dies ist bei den meisten Katzen allein durch den Kontakt zur Mutterkatze ausgeschlossen.
– Gibt es eine Therapie?
Ja. Seit kurzer Zeit – 1-2 Jahren – gibt es große Fortschritte in der Forschung und eine sehr erfolgreiche Behandlung!
FIP, die eigentlich schon immer als absolut tödlich galt, kann nun mit Injektionen oder Tabletten therapiert werden. Die Medikation muss täglich über 12 Wochen verabreicht werden, nach Beendigung der Therapie kann es aber zu Rückfällen kommen. Etwa drei Monate nach Beendigung stehen die Chancen aber gut, dass die Katze ein „normales“ Leben führen kann.
Leider wartet die Therapie auf Zulassung und kann daher von Tierarztpraxen nicht verschrieben oder durchgeführt werden. Es gibt aber private Gruppen, die sich hier engagieren und Katzenhalter durch die Behandlungszeit begleiten. Auch wir im Tierheim bemühen uns um eine Therapie unserer erkrankten Schützlinge.
Aber: sie ist nicht günstig und sehr aufwendig. Wir sind daher dankbar für jegliche Unterstützung. Hier ist der Link zu unserer Spendenplattform!
Begleitet werden wir von #gemeinsamgegenfip.
– Wie häufig kommt es zu Erkrankungen?
Bei geschätzt etwa 10% aller Katzen kommt es kurz oder auch Jahre nachdem sie mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, zu einer Erkrankung.
Und: auch, wenn die Diagnostik viel besser geworden ist (man kann nun bei unklaren Krankheitsverläufen anhand des Blutbilds diagnostizieren, wo man früher vielleicht auf eine unentdeckte Krebserkrankung o.ä. getippt hätten), sind aktuell doch insgesamt vermehrt Fälle zu beobachten.
Leider gilt, trotz der immerhin nun vorhandenen Therapiemöglichkeit:
Wir können nicht alle retten. Sie mit einem finanziellen, organisatorischen und logistischem Aufwand verbunden, der nicht immer geleistet werden kann. Und wir wissen, wie belastend die Situation auch für die Vermittlung und für das neue Zuhause sein kann bzw. bereits ist.
Wir sind im Kontakt mit dem LTVH (Landestierschutzverband Hessen) und darüber hinaus mit dem Deutschen Tierschutzbund, um FIP hoffentlich besser einschätzen, verhindern und managen zu können.
Was bedeutet das alles?
Wir müssen aktuell darauf hinweisen, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Katzen nach der Vermittlung (oder noch im Tierheim) an FIP erkranken.
Wir geben uns sowohl hygienisch als auch in der Stressvermeidung große Mühe, aber wir können eine Ansteckung nicht verhindern und einen Ausbruch nicht ausschließen. Dies gilt nicht nur für uns, sondern überregional.