Zum Welthundetag: Vier Hunde, die innerhalb des letztes Monats als Fundhund in unser Tierheim kamen und nicht wieder abgeholt wurden.
Zu Schäferhund Moses und Labrador-Mix Dino kennen wir inzwischen vage Hintergründe, doch es fehlen weiterhin jegliche Hinweise zur Schäferhündin, die wir „Cora“ genannt haben und Terrier-Mischling „Ronja“. Wir wissen nichts.
Cora konnte völlig verängstigt und panisch in Wohratal gesichert werden. Sie ist weiterhin traumatisiert, verstört und aggressiv aus purer Unsicherheit und Verzweiflung.
Wir müssen davon ausgehen, dass sie bisher ausschließlich in reizarmer Umgebung, einem Zimmer oder Zwinger und ohne viel Menschenkontakt gelebt hat. Sie ist von allen Eindrücken massiv überfordert und es bricht einem das Herz zu sehen, welches Leid ihr durch Haltung und Aussetzen zugefügt wurde.
Ronja wurde in der Marburger Oberstadt aufgegriffen. Wir waren uns sicher, dass sich hier noch am selben Tag ein Halter melden würde – doch eine Woche ist vergangen und es gibt niemanden, der sie gekannt haben will, niemanden, der sich verantwortlich für sein Tier zeigt.
Ronja ist nervös, hat massive Verlustängste, schreit und winselt, sobald sie alleine ist. Wurde sie deswegen ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen?
In vergangenen Jahren wäre das eine absolute Ausnahmeerscheinung gewesen. Ein ausgesetzter Hund hatte, glücklicherweise, Seltenheitswert bei uns. Und jetzt: vier in vier Wochen.
Wer kennt diese Hunde? Wer kann uns helfen, ihre Vorgeschichte zusammenzupuzzeln? Ein ausgesetztes Tier bedeutet, dass wir keine Informationen zum bisherigen Leben haben. Es ist Detektivarbeit: Welche Krankheiten könnten vorliegen? Wie alt ist es? Welche Medikamente benötigt es vielleicht zum Überleben? Welche Reize verursachen Angst? Was könnte zur Aggression führen? Was hat es kennengelernt, was musste es erleiden?
Je mehr Hunde, je mehr Haustiere, unüberlegt, aus eine Laune heraus, angeschafft werden, desto mehr Notfälle dieser Art gibt es, desto mehr werden vernachlässigt, wandern durch die Kleinanzeigen, kommen ins Tierheim, werden ausgesetzt.
Haustiere bedeuten Verantwortung.
Hunde haben Bedürfnisse, haben Persönlichkeiten, haben Veranlagungen: Energie, Intelligenz, Wachsamkeit, Jagdtrieb, Schutzinstinkt, Territorialverhalten.
Hunde benötigen Liebe, Zeit, Pflege, aber auch: Erziehung, Orientierung und Struktur.
Hunde werden alt, Hunde werden krank, Hunde kosten Geld.
Zum Welthundetag wünschen wir uns mehr Verantwortungsbewusstsein.
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